Bild: Das Team des Eine-Welt-Ladens in Gauting: vorne v.l. Elisabeth Melian, Ursula Weindl-Rüchardt und Hildegard Münstermann, hinten v.l. Jörg Rettich, Peter Kleinknecht, erster Vorstand des Eine-Welt-Forums, Marianne Herwegh, Adelheid Stoll, Sabine Karmazin, Anke Kleine, Vize-Vorstand Sibylle Sommer, Judith Stockmair und Ilona Gerdes. Mehr Ehrenamtliche sind aber dringend erforderlich.
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Eine-Welt-Laden hat großes Angebot – aber nur wenige Helfer
Der Eine-Welt-Laden in Gauting hat ein breites Angebot und viele Freunde, aber zu wenig Ehrenamtliche. Deswegen waren die Öffnungszeiten zeitweise eingeschränkt.
Gauting – „Entdecke die Vielfalt fair gehandelter Produkte aus aller Welt“, so wirbt Sibylle Sommer, zweiter Vorstand des Forums Eine Welt Gauting, für den Laden des Vereins. Im vor mehr als drei Jahrzehnten gegründeten Eine-Welt-Laden an der Münchener Straße gibt es auch fair gehandelte Weihnachtspräsente wie Espresso-Schokobohnen, handgeschöpftes Briefpapier, Kinderspielzeug oder Bienenwachskerzen. Es gibt nur ein Problem: Fürs Ladenteam sucht Sommer dringend weitere Ehrenamtliche.
Einladend leuchtet der Weihnachtsstern im Fenster des Eine-Welt-Ladens neben dem Pfarrheim St. Benedikt. Jedes Jahr danke der Gautinger Altbürgermeister Dr. Ekkehard Knobloch in der Adventszeit dem Team des Eine-Welt-Ladens mit der dekorativen Blume, berichtet Sibylle Sommer. Das Team der Ehrenamtlichen wird aber immer kleiner: Von ursprünglich 15 Leuten, die seit 1986 regelmäßig im Laden fair gehandelte Produkte verkaufen, seien nur noch neun aktiv, sagt Sibylle Sommer. Von Anfang an dabei sei Judith Stockmair, die bis heute regelmäßig Dienste übernehme, ergänzt Hildegard Münstermann (84), die langjährige erste Vorsitzende des Eine-Welt-Forums. Weil inzwischen viele Ehrenamtliche ausgefallen seien, war vor der Adventszeit vorübergehend nur vormittags geöffnet.
Der Laden sei aber auch ein Treffpunkt für die Gautinger. Adelheid Stoll hatte Ende der Woche Dienst: Statt bisher einmal die Woche stehe sie inzwischen dreimal im Laden, erklärt die 80-Jährige. Dieses Ehrenamt mache ihr große Freude „und hält frisch“, sagt die Gautingerin.
Eine-Welt-Laden Gauting versteht sich als ökumenische Einrichtung
„Wir erwirtschaften nur Gewinn, weil wir ans katholische Pfarramt eine geringe Miete zahlen und unsere Mitarbeiterinnen rein ehrenamtlich dabei sind“, sagt Hildegard Münstermann. Der Eine-Welt-Laden sei aber ökumenisch. Im Laden liegen auch die Info-Flyer des Forums Eine Welt aus: Ältestes Projekt ist die Unterstützung der Sozial- und Bildungsarbeit von Schwester Fides in Embu-Guaçu, einem Vorort von São Paulo (Brasilien). Der erste Vorstand Peter Kleinknecht dankt zum Beispiel in einem Brief seinen „treuen Spenderinnen und Spendern“ aus Gauting für 10 000 Euro im Projektjahr 2021. „Unser Grundsatz ist es, mit den Produzenten vor Ort zu arbeiten“, erklärt Hildegard Münstermann. Deshalb beziehe der Eine-Welt-Laden seine Ware von der GEPA, der Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt mbH. Die duftenden Bienenwachskerzen, die an der Kasse locken, fertigten Behinderte in den Werkstätten der Lebensgemeinschaft Sassen. Und die dicht gewebten naturfarbenen Baumwollteppiche, die sich noch im Regal stapeln, stammten aus der 1961 von Agnes Kunze gegründeten Webwerkstatt für Leprakranke in Indien. Es gibt fair gehandelte Lebensmittel wie Honig, Tee, Kaffee, Reis, Schokolade oder Bio-Weine aus Frankreich, recyceltes Glasgeschirr aus Mexiko, Filzblumen, Körbe, Kokosmatten, glänzende Schals aus reiner Viskose, handgeschöpftes Briefpapier und Kinderspielzeug wie kleine Musikinstrumente, aber auch handgefertigten Schmuck aus Indien.
„Ich werde hier immer fündig“, sagt Bernhard Wolf, Vater von zwei Kindern. Für seine Tochter (12), eine begeisterte Reiterin, hat der Gautinger einen Papiersammler mit Pferdemotiven ergattert, „mir selbst habe ich Bio-Schoko-Espressobohnen und Schokolikörkugeln erworben“, verrät er beim Einkauf. Doch nicht nur die Kunden sind glücklich: „Ich bin froh, dass wir den Eine-Welt-Laden seit Jahrzehnten betreiben“, sagt die für die Öffentlichkeitsarbeit und für die Deko zuständige Sibylle Sommer. „Auch wenn wir die Welt damit nicht retten können“, so mache es einfach „Spaß, die mit Liebe gemachte, handgefertigte Ware zu verkaufen“, erläutert die hauptberufliche Grafikdesignerin, die selbst alle 14 Tage im Laden steht.
Christine Cless-Wesle, MM